Geschichten, Märchen, Unwahrheiten
Literatur
Warum erzählt man eigentlich Geschichten?
Das Wort "Geschichte" wird hier als Synonym für eine
Erzählung verwendet.
Als Einstimmung auf das Thema fange ich hier mit ein paar Beispielen an.
Dann erkennt man besser die Zusammenhänge zwischen Geschichten, Märchen und
Unwahrheiten.
An Ende jeden Beispiels gibt es einen kurzen Kommentar.
Das Märchen vom Rotkäppchen
Ein kleines Mädchen sollt zum Haus der Großmutter gehen. Sie soll nicht vom Weg
abweichen. Sie macht es aber doch, um der Großmutter Blumen zu pflücken.
Sie begegnet dem Wolf, der mit ihr ein nettes Gespräch führt. Dabei erfährt der
Wolf, wo die Großmutter wohnt, und dass das Mädchen sie besuchen will.
Der Wolf geht zum Haus und verschlingt die Großmutter am Stück. Als das Mädchen
dann am Haus der Großmutter ankommt, verschlingt er auch das Mädchen.
Aber Hilfe kommt. Der Jäger findet den Wolf schlafend in Großmutters Bett.
Er schneidet dem Wolf den Bauch auf und Großmutter und Mädchen kommen heraus -
gesund und quicklebendig.
Der Jäger füllt schwere Steine in den Bauch des Wolfes und näht den Wolf wieder
zu.
Als der Wolf dann aufwacht, hat er Durst. Er geht zum Brunnen, um zu trinken.
Durch das Gewicht der Steine in seinem Bauch fällt er in den Brunnen und
ertrinkt.
Nachdem ich das Märchen vorgelesen bekam, hatte hatte ich viele Fragen.
Wie sieht der Wolf denn aus? Wie groß ist er?
Mutter sagte: "Der sieht aus wie Nachbars Schäferhund. Er ist auch so groß."
Aber Nachbars Schäferhund konnte nur bellen und keine Gespräche führen.
Und ein Mädchen, wie das von nebenan, konnte der höchstens beißen, aber nicht
verschlingen - und einen gewichtigen Menschen, wie eine Großmutter,
schon gar nicht.
Und dass man einem Wolf im Schlaf den Bauch aufschneidet, und dass der dabei
nicht aufwacht, konnte ich auch nicht verstehen.
Mutter sagte dann: "Nur im Märchen können Tiere sprechen. Und die Geschichte
ist ja nur ein Märchen."
Aber der schaurig-schöne Dialog zwischen dem Mädchen und dem Wolf, der gerade
die Großmutter verschlungen hatte, hat mich damals lange fasziniert:
"Ach Großmutter, was hast Du für ein entsetzlich großes Maul?"
"Damit ich Dich besser fressen kann!"
Ich fragte weiter: "Warum erzählt man solche Geschichten?" Es hat doch fast
alles so nicht ablaufen können?
Mutter sagte, das Märchen soll Kinder ermahnen, folgsam zu sein. Außerdem
gefällt das Märchen den Kindern.
Aber die eigentliche Moral von der Geschichte ist:
Gib Deine Daten keinem Fremden. Der kann sie gegen Dich und auch gegen
andere verwenden. Und das kann tödlich enden.
Das Gewitter
Wenn nach Sonnenschein sich Wolken über dem Himmel ausbreiten, es merklich
dunkler wird, und starker Wind aufkommt, dann ist das für empfindsame Gemüter
schon bedrückend. Wenn danach auch noch heftiger Regen einsetzt, und plötzlich
Blitze einschlagen und lauter Donner die Luft durchdringt, dann fangen manche
kleinen Kinder aus Furcht an zu weinen. Sogar Hunde verkriechen sich dann.
Ich fragte Mutter: "Was passiert denn da?"
Mutter sagte: "Der liebe Gott schimpft, weil die Menschen so böse sind."
Diese Aussage erzeugte danach eine ganze Reihe von weiteren Fragen.
Ich bekam eine ganze Menge von Antworten. Darunter waren folgende:
Es gibt da einen Gott. Der ist ganz groß und mächtig, aber lieb. Die Menschen
sind böse. Das mag der Gott nicht. Dann schimpft er. Das sieht dann wie ein
Gewitter aus.
Insgesamt bilden diese kleinen Aussagen - man nennt sie Narrative -
schon ein Gedankengerüst für neue Geschichten. Man kann nun wieder andere neue
Geschichten daraus zusammenbauen.
Und wer als Zuhörer die kleinen Aussagen einmal glaubt, glaubt eher die
daraus neue zusammengesetzten Geschichten. So entsteht ein Weltbild.
Es bleibt dann eine neue Frage von mir:
Und warum und wie sind Menschen böse?
Nun kam als Antwort: "Sie haben sich beim Spielen dreckig gemacht."
War ich jetzt schuld an dem Gewitter?
Aber das ist dann eine neue Geschichte.
Die Schöpfungsgeschichte
Es wird in dieser Geschichte erzählt, wie die Welt entstanden sein soll.
Die Geschichte wurde etwa um 300 vuZ in das Alte Testament aufgenommen.
Die älteren Versionen des Alten Testaments, die etwa ab 600 vuZ entstanden sind,
enthalten diese Geschichte noch nicht.
Ich gebe hier eine Kurzfassung der Schöpfungsgeschichte.
- Zuerst macht Gott die Erde, wüst und leer und finster.
Dann macht er Licht und trennte Licht und Finsternis - oder auch Tag und
Nacht.
- Dann macht er das Firmament. Es ist eine feste innen hohle Glaskugel mit
dem Himmelsozean darüber.
Das nennt Gott den Himmel.
- Anschließend trennt er unter dem Himmel - also innerhalb der Kugel - das
Wasser vom Trockenen. So entsteht das Meer und das Land.
Dann macht Gott die Pflanzen.
- Erst jetzt folgen Sonne, Mond und Sterne, die Tag und Nacht regieren.
Sie sind am Himmel angeheftet.
- Nun folgen die Tiere.
- Dann kommt der Mensch, der alles beherrschen soll.
- Danach ist Ruhetag.
Das Bild der Welt als Hohlkugel aus einer durchsichtigen festen Masse, in der
innen die eigentliche Erdkugel enthalten ist, entstammt griechischen
Vorstellungen. Das Blau des Himmels erklärte man sich mit einem Himmelsozean,
der außerhalb der Hohlkugel fließen würde.
Aufbauend auf dieser Geschichte konnte ein mittelalterlicher Theologe nun
predigen
Wir müssen eigentlich dem Herrn, unserm Gott, danken,
dass er es so weise eingerichtet hat,
dass die Sonne am Tag scheint, und nicht nachts.
Denn nachts würden wir schlafen und hätten nichts von ihr.
Wir Menschen wollen gerne wissen, wie etwas abgelaufen ist, wieso es
gerade so abgelaufen ist, warum es überhaupt passiert ist.
Man kann sich als Erklärung dazu viele Geschichten ausdenken. Die plausibelste
Geschichte ist am Ende die beliebteste. Ob sie wahr oder falsch ist, lässt sich
zur Zeit der Entstehung der Geschichte meist noch nicht beweisen.
Wenn wir jedoch die Schöpfungsgeschichte ansehen, so hätten die Menschen aus
der damaligen Zeit schon manche Aussagen der Schöpfungsgeschichte widerlegen
können.
Dass die Helligkeit des Tages und die Dunkelheit der Nacht vom Stand der Sonne
abhängen, das hätte auch damals schon auffallen müssen.
Bei einer Sonnenfinsternis wird es doch offensichtlich, dass bei der Abdeckung
der Sonne die Finsternis zunimmt. Die Griechen wussten es schon;
die Schreiber des Alten Testaments wohl nicht.
Die Sonne hätte da sein müssen, bevor das Licht sichtbar wird, und von der
Finsternis getrennt werden kann.
Sehr bedauerlich ist auch die Tatsache, dass es später Menschen gab, die andere
Menschen töten, ja sogar verbrennen ließen, wenn sie eine dieser ausgewählten
"heiligen" Geschichten anzweifelten oder nicht glauben wollten.
Überhaupt sind die Geschichten des Alten Testaments
(siehe auch...) und auch das gesamte
Christentum (siehe auch...) insgesamt
höchst zweifelhaft.
Zusammenfassung zu "Warum erzählt man eigentlich
Geschichten?"
- Eine Geschichte kann uns vor Unglücken warnen.
- Geschichten können durch Vermittlung vieler kleiner Aussagen unser
Weltbild formen.
- Geschichten könnten uns die Ursachen für die Vorgänge in der Welt
erklären. Diese Erklärungen ist jedoch oft zweifelhaft.
Welche Geschichten gefallen Menschen?
Eine Geschichte muss den Menschen gefallen - oder zumindest nützlich für sie
sein. Sonst wird die Geschichte nämlich nicht weiter erzählt.
Auch hier möchte ich wieder mit drei bekannten Beispielen beginnen.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Diese
Verfilmung eines uralten
Märchens ist herzallerliebst.
Es ist die Geschichte eines unterdrückten armen Mädchens, das vom Sohn des
Königs geheiratet wird.
Es ist der Wunschtraum einer Unterprivilegierten, die unverhofft zum ganz großen
Glück kommt. Diese Märchen enden meist mit "Und alle Not hat nun ein Ende."
Man möchte - wenigstens in der Vorstellung - an diesem Glück teilhaben.
Auffällig bei dieser Art von Geschichten ist, dass sie immer im Milieu der
Reichen ihr Ende finden.
In der Welt der Armen wird der Märchenprinz ja nicht bleiben wollen.
Anteile an dieser Geschichte erkennt man auch in den Büchern über
Harry Potter.
Auch darin finden wir einen unterdrückten Menschen, der unverhofft zum ganz
großen Helden wird, und der nun seine
Heldenreise gegen das Böse antritt.
Eine weitere Variante dieses Klischees ist der
American Dream, auch als Geschichte
Vom Tellerwäscher zum Millionär bekannt.
Nach dieser Geschichte kann angeblich jeder durch eigene harte Arbeit reich
werden.
Immer wieder glaubten Menschen diese Geschichte. Und alle mussten am Ende
einsehen, dass es nicht funktioniert.
Sie blieben arm - selbst wenn sie sich kaputt gearbeitet hatten.
Simplicius Simplicissimus
Diese Geschichte
(Download)
ist erstmals 1668 als Buch erschienen.
Sie beschreibt den Lebensweg eines Menschen, der im
Dreißigjähriger Krieg als Kind von Soldaten verschleppt
wird, es zum Offizier schafft, mehrfach die Seiten wechselt und schließlich
der Welt entsagt und Einsiedler wird.
Das Buch erfordert Zeit zum Lesen. Wenn man sich aber einmal an die alte
deutsche Sprache gewöhnt hat - und das geschieht nach wenigen Seiten - so
eröffnet sich ein Schatz der Weltliteratur.
Das Buch umfasst eine Unmenge einzelner Episoden, die man wohl auch als
Aneinanderreihung von Kurzgeschichten sehen kann.
Man erhält einen tiefen Einblick in die damalige Zeit, die damaligen
Gedanken der Menschen und ihrem durch den Krieg verursachten chaotischen
Lebensweg.
Das Thema des Buches ist das Leben der normalen Menschen im Dreißigjährigen
Krieg - diesen abscheulichen alten Zeiten. Die in anderen Büchern so oft
erzählten Heldengeschichten des Krieges, welche die Verursacher der Kriege
gerne verbreiten - diese Heldengeschichten werden im Buch höchstens als Satire
eingeflochten.
Das Kriegsgeschehen mit all seinen Schrecken war damals lebende Erinnerung,
und es konnte wegen seiner damaligen Häufigkeit nicht verschwiegen oder
gar beschönigt werden.
Der Verfasser beschreibt in dem Buch folglich auch das wirkliche Geschehen
im Krieg mit all seiner Entsetzlichkeit.
Die Hauptperson wird Zeuge der Schlacht bei Wittstock (2. Buch, Kap. 27 im
Download).
... Köpf lagen dorten, welche ihre natürlichen Herren verloren hatten, und
hingegen Leiber, die ihrer Köpf mangleten; etliche hatten grausam- und
jämmerlicher Weis das Ingeweid heraus, und andern war der Kopf zerschmettert
und das Hirn zerspritzt; da sah man, wie die entseelten Leiber ihres eigenen
Geblüts beraubet und hingegen die lebendigen mit fremdem Blut beflossen waren,
da lagen abgeschossene Arm, an welchen sich die Finger noch regten, gleichsam
als ob sie wieder mit in das Gedräng wollten, hingegen rissen Kerles aus, die
noch keinen Tropfen Blut vergossen hatten, dort lagen abgelöste Schenkel,
welche ob sie wohl der Bürde ihres Körpers entladen, dennoch viel schwerer
worden waren als sie zuvor gewesen; da sah man zerstümmelte Soldaten um
Beförderung ihres Tods, hingegen andere um Quartier und Verschonung ihres
Lebens bitten. ...
In einer anderen Quelle las ich, wie die Hauptperson als Überlebender kurz nach
einer Feldschlacht über das Gelände geht, und die herumliegenden Verwundeten
und deren Leid sieht.
Besonders ergreifend für ihn waren jene Verwundeten, die jeden Vorbeikommenden
inständig baten, er möge sie doch abstechen, bevor ihnen die Vögel die Augen
aushacken.
Andere Überlebende der Schlacht, die die Toten und die Verwundeten nur
ausraubten, erscheinen ihm dagegen eher nebensächlich.
Ganz klar wird in dieser Geschichte erkennbar, dass Krieg vor allem Leid
bedeutet. Nur wenige Geschichten machen es dermaßen deutlich.
(Siehe auch noch Suttner)
Denn eine Geschichte anzuhören oder zu lesen tut nicht weh.
Sie zu erleben kann aber sehr schmerzhaft sein.
Der Herr der Ringe
In dieser Geschichte wird eine absolut realitätsferne
Phantasiewelt geschaffen, die durch ihre vielen Einzelheiten besticht.
Zu vielen dieser Einzelheiten gibt es dann noch Teilgeschichten, die sich zu
einem komplexen Ganzen verbinden. Gerade diese Komplexität wirkt auf den
Zuhörer stark ein und zieht ihn in ihren Bann. Die Zuhörer wollen so immer mehr
über die Hintergründe in dieser Phantasiewelt erfahren.
Der Autor des "Herrn der Ringe" erstellte sogar eine eigene Schöpfungsgeschichte
für diese seine Welt.
Die Akteure in der Geschichte sind meist höhere Wesen, die in unserer
Vorstellung zwischen Engeln und Königen einzuordnen sind.
Einige der höheren Wesen sind jedoch auch böse.
Daneben gibt es noch Menschen und menschenähnliche Wesen, etwa Zwerge und
Hobbits.
Das Hauptthema der Geschichte sind die 20 Ringe der Macht, die zur
Verteilung unter den verschiedenen Arten von Wesen (etwa Elben, Menschen,
Hobbits und Zwergen) vorgesehen waren. Mit diesen Ringen sollte den
Königen dieser Wesen die Macht übergeben werden.
Einer der königlichen Wesen, der böse Sauron, konnte 17 dieser Ringe jedoch
unter seine Kontrolle bringen.
In seinem eigenen Ring, dem "Einen Ring", konnte er seine eigene Macht,
sein eigenes Selbst und die Herrschaft über die 17 anderen Ringe speichern.
Man fühlt sich unwillkürlich an einen
Horkrux in den Harry-Potter-Geschichten erinnert.
Obwohl Sauron selbst schon lange körperlich tot war, konnte er über seinen Ring
geistig immer noch handeln. Für ihn kämpften ganze Armeen, die von den
kontrollierten anderen Ringträgern angeführt wurden.
Erst als der "Eine Ring" von zwei Hobbits vernichtet werden konnte, war Sauron
endgültig tot, und das von ihm erzeugte Elend war zu Ende.
Bei der Betrachtung dieser Geschichte muss man festhalten:
Unter Macht versteht man die Fähigkeit eines
Menschen. Dieser Mensch verfügt über Kräfte, Einfluss und Mittel,
um damit auf andere Einfluss ausüben zu können, auch gegen deren Willen.
Die Vorstellung in dieser Geschichte allerdings, dass man Macht auch in
Gegenständen - hier dem "Einen Ring" - speichern könne, ist schon eine Zumutung
für einen denkenden Menschen.
Und dass diese Macht aus dem Gegenstand heraus auf andere Wesen einwirken
könne, ist nun wirklich nicht mehr glaubhaft.
Zugrunde liegen mag der Gedanke, dass ein Gegenstand als
Talisman
wirken könne, der bespielsweise durch eine
religiöse Weihe besondere Eigenschaften bekommen könne.
Aber der Autor überstrapaziert diesen Gedanken wirklich zu arg.
Auch in der Darstellung der kriegerischen Auseinandersetzungen kennt diese
Geschichte keine Grenzen der Geschmacklosigkeit mehr. Gute und Böse schlagen
sich gegenseitig tot ohne ersichtlichen Grund. Beim Betrachten mancher
Szenen im Fernsehen stieg der Ekel so in mir hoch, dass ich schließlich
abgeschaltet habe.
Und dass in der Erzählung am Ende - nach der Vernichtung des Ringes - ein
Adler die Akteure von einem Fels gerettet habe, der von einem Lavastrom
umflossen wird, das ist eine Beleidigung jeden menschlichen Verstandes.
Der Adler wäre in Flammen aufgegangen, und von den
Helden wären nur verkohlte Knochen übrig gewesen.
Trotz alledem sind manche Menschen von dieser Geschichte begeistert.
Offensichtlich hält manchen die Faszination des Abscheulichen so fest,
dass er diese Geschichte weiter lesen muss. Bei Rotkäppchen ist es ja
ähnlich. Es tut ja nicht weh.
Kritik an den "schönen" Geschichten
Eine besonders häufige Spielart der "schönen" Geschichten ist die
Heldenreise.
Ganz kurz beschrieben zieht darin ein Held aus, um das Böse zu besiegen.
Mit Freunden macht er sich auf den Weg.
Nach mehreren Auseinandersetzungen erledigt er den Verursacher des Bösen.
Er kehrt danach zurück und alles ist wieder gut.
Es ist geradezu auffällig, wie viele Erzählungen diesem Muster folgen - von
Karl May
bis zum Krieg der Sterne.
Das Klischee der Heldenreise in einer Geschichte erkennt man beispielsweise
in der Abfolge ihrer
Handlungsschritte.
Ich habe hier das Erklärungsmodell von Vogler verlinkt.
Die Geschichte von "Harry Potter" und auch der "Herr der Ringe" sind solche
Heldenreisen. Sogar die Gründung der katholischen Kirche könnte man als eine
Heldenreise von Jesus, dann Paulus und schließlich Konstantin zu einer
Geschichte zusammenfügen.
Gerade in Wildwestfilmen wurde dieses Klischee der Heldenreise so
ausgelutscht, dass manche Zuschauer bei dieser Art von Filmen schon vom Anfang
an den Ablauf und das Ende vorhersagen können.
Einige besonders bedeutsame Einzelheiten verschweigen diese "schönen"
Geschichten jedoch fast immer - und das ist die hauptsächliche Kritik.
Es handelt sich um die wirtschaftlichen Hintergründe.
- Wer bezahlt die Transportmittel der Helden?
- Wie werden die Handelnden verpflegt?
- Wer stellt dem Held die Waffen zur Verfügung?
- Wer bezahlt die vom Helden verursachten Schäden?
Und die Hauptkritik an den schönen Geschichten ist, dass sie
verschweigen,
welche körperlichen Schmerzen die Unterlegenen erleiden müssen.
Eine Geschichte zu hören oder zu lese, das tut nicht weh - selbst bei
aller Faszination an deren Abscheulichkeit.
Man erkennt das besonders bei kriegerischen Computerspielen.
Welche Geschichten sollten wahr sein
Ob eine Erzählung wahr ist, oder ob sie nur der Phantasie entspringt, ist bei
einigen Geschichten eigentlich gar nicht so wichtig - etwa bei Märchen, Sagen,
Romanen, Science-Fiction oder Computerspielen.
Sie dienen ja in erster Linie zur Unterhaltung. Das können wir ja an den obigen
Beispielen auch klar erkennen.
Ganz anders ist es etwa bei einer Gerichtsverhandlung. Da erzählt der
Angeklagte seine Geschichte und der Kläger (oder Geschädigter) seine andere
Geschichte. Diese Geschichten unterscheiden sich.
Das Gericht muss nun herausfinden, wie der Vorgang nun wirklich abgelaufen ist.
Der Richter hört sich beide Geschichten an.
Dann befragt der Richter noch Zeugen und Sachverständige, die zum Ablauf der
beiden Geschichten Einzelheiten beisteuern können.
Aus all diesen Angaben entsteht nun eine neue Geschichte, die den wahren
Ablauf des Vorgangs beschreibt. Daraufhin fällt der Richter sein Urteil.
Die auf diese Art neu entstandene Geschichte gibt nun genaue Auskunft zu den
folgenden Fragen:
- Wer war betroffen? Wer war beteiligt?
- Wo ist es passiert?
- Was ist geschehen? Wie ist es abgelaufen?
- Wann ist das alles passiert?
- Warum ist es passiert?
- Von wem stammen die weiteren Einzelheiten?
Solche Vorgangsbeschreibungen finden wir in
Nachrichten oder in
Medien-Berichten.
Auch hier geht man davon aus, dass diese Geschichten - zumindest in den
Grundzügen - der Wahrheit entsprechen.
Nachrichten und Berichte sind eine Urform der menschlichen Gespräche.
Als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, damals waren
Erlebniserzählungen besonders gefragt, etwa wie einer sich vor einem
Raubtier hat retten können, oder wie er ein Raubtier sogar erlegt hatte.
Und wenn einmal ein Unglück passierte, erzählte man sich, warum es passierte
ist, wie es ablief, und wie man sich hat retten können.
Gerade in den Erzählungen über Unglücke konnten die Menschen damals Ratschläge
zum Überleben finden und diese an andere Menschen weitergeben.
Das ist auch der Grund, warum wir auch heute noch mehr an schlechten
Nachrichten interessiert sind als an guten.
Und deshalb finden wir in den Medien so viele schlechte Nachrichten.
Eine weitere Art von Nachrichten, bei dem besonders auf Wahrhaftigkeit geachtet
werden muss, sind Lehrstoffe, heute zumeist gesammelt in
Lehrbüchern.
Das heutige gesammelte Wissen der Menschheit, seine Weitergabe und
Erweiterung werden als Wissenschaft bezeichnet.
Natürlich muss man berücksichtigen, dass sich der aktuelle
Stand der Wissenschaft im Laufe der Zeit ändert. Man denke
nur an Newton oder Einstein, aber auch an die Elektrizität und den Computer.
Die Wissenschaftsleugner
Leider gibt es aber immer wieder Menschen, die ihren eigenen
Phantasiegeschichten Vorrang geben vor den nachprüfbaren Fakten aus der
Wissenschaft.
Diese Wissenschaftsleugner wollen einfach gewisse
wissenschaftliche Erkenntnisse nicht wahrhaben.
Besonders bestimmte Firmen, die die Umwelt belasten (Erdöl) oder gefährliche
Produkte auf den Markt bringen (Tabak), beauftragen
Lobbygruppen, mit viel Geld, eine
Desinformationskampagne zu fahren.
Sie säen gezielt Zweifel, wo es nichts anzuzweifeln gibt.
Sie wollen mit allen Mitteln ihre Gewinne hoch halten.
Leider ist es den Wissenschaftsleugnern sogar gelungen, durch Bereitstellung
von Geldmitteln zweifelhafte Artikel von gesponsorten Lehrstühlen in
wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichen zu lassen. Man spricht
in diesem Fall von
Lobbyismus in der Wissenschaft.
Die Auswirkungen dieser Desinformation (oder absichtlichen Volksverdummung)
erkennt man, wenn manche Menschen folgende Meinungen von sich geben.
- Mein Opa ist 100 und der raucht immer noch.
Ich rauche also weiter. Wenn es mich doch erwischt, habe ich Pech gehabt.
- Dieses Jahr war feucht und kühl.
Was soll also das Gerede über dem Klimawandel.
- Einer hat mal gesagt:
Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast.
Ein Sonderfall wird hier zum Dauerzustand erklärt und Statistik wird generell
angezweifelt. Wenn dann noch manche mit ihren schlechten Schulnoten in Mathe
prahlen, so hat die Bildung völlig versagt.
Angesichts dieser katastrophalen Entwicklung fühlt man sich manchmal ins
Mittelalter zurück versetzt, wo Faktenwissen auch verfolgt wurde, nur weil es
bestimmten Ideologen nicht ins Weltbild passte.
Ich erinnere nur an Galilei und Copernicus und deren Verurteilung durch die
damalige katholische Kirche.
Wie erkennt man, ob eine Geschichte wahr ist?
Wieder die "kleinen Aussagen"
In dem obigen Abschnitt über die Geschichte "Das Gewitter"
habe ich ausgeführt, dass eigentlich jede Geschichte aus vielen kleinen
Aussagen besteht.
Auf die kindliche Frage, was sich bei einem Gewitter abspiele, erhielt ich als
Antwort:
Der liebe Gott schimpft, weil die Menschen so böse sind.
Diese einfache Antwort ist schon eine eigene Geschichte. Sie enthält bereits
mehrere einzelne kleine Aussagen:
Es gibt einen Gott. Der ist lieb. Die Menschen sind böse.
Das mag der Gott nicht. Dann schimpft er. Das erlebe ich dann selbst bei dem
Gewitter.
Ich mache mir nun meine eigenen Gedanken:
Der Gott muss sehr mächtig sein, wenn er so ein Getöse am Himmel
machen kann. Er ist bei einem Gewitter auch gar nicht allzu weit entfernt.
Weil er lieb ist, müssen wir aber auch keine Angst haben.
Durch meine eigenen Gedanken habe ich die Geschichte nun schon erweitert.
Ich habe nämlich eigene kleine Aussagen ergänzt, die ich aus
anderen Geschichten kenne, und die ich nun einfach neu zusammengebaut habe.
Es geht wohl allen Menschen so, dass sie sich zu jeder gehörten Geschichte
eigene kleine Aussagen hinzufügen.
In Laufe des Lebens hat ein Mensch viele Geschichten erfahren, und er hat sie
für sich mit Aussagen ergänzt. Auf diese Weise haben sich im Denken eines
Menschen aus unterschiedlichen Geschichten sehr viele kleine Aussagen angehäuft.
Diese ergänzen in seinem Verstehen automatisch jede Geschichte, die er einmal
gehört hat. Und sie ergänzen automatisch auch diejenige Geschichte, bei der er
gerade zuhört.
Die so in einem Menschen nun angehäuften kleinen Aussagen sind nicht alle wahr.
Oft erkennt der Mensch das gar nicht.
In den bisher hier als Beispiele aufgeführten Geschichten ist sogar die
Mehrheit der Aussagen nicht wahr.
Und durch diese unwahren Aussagen wird jede neu gehörte Geschichte
insgesamt nun auch unwahr oder zumindest zweifelhaft.
Deshalb ist es enorm wichtig, die kleinen Aussagen genau zu
beobachten. Wir sollten sie immer wieder hinterfragen.
Beispiel: Es gibt Götter.
Zu dieser Aussage gib es keinen Beweis, der klar erkennbar zeigt,
ob es Götter - oder überhaupt nur einen Gott - gibt oder auch nicht.
Deshalb hilft uns die Wissenschaft da nicht weiter.
Wer der Aussage "es gibt Götter" zustimmt, wird bald nach Geschichten über
Götter suchen.
Er findet dann bald viele neue kleine Aussagen über Götter.
Manche meinen auch es gäbe nur einen Gott.
Auch sie werden dann Geschichten suchen, die diese ihre Meinung bestätigen.
Dann gibt es Menschen, die sagen es gibt keinen Gott. Sie neigen dann zu
Aussagen, dass die Menschen sich die Götter selbst ausgedacht haben.
Dafür suchen und finden sie Erklärungen.
Und nicht zu vernachlässigen: Es gibt Menschen, die sagen, es sei ihnen
völlig gleichgültig, ob es Götter gibt oder nicht.
Sie interessiert das alles nicht. Darüber zu erzählen, halten sie für
Zeitverschwendung.
Zu der kleinen Aussage "Es gibt Götter" haben Menschen recht unterschiedliche
Meinungen. Der Hauptgrund dafür ist, dass es keinen Beweis gibt,
ob es Götter gibt oder auch nicht. Man kann da seiner Phantasie freien Lauf
lassen.
Vergleichbar sind folgende Aussagen:
- Es gibt einen Osterhasen.
- Außerirdische haben die Erde besucht und unsere Kultur beeinflusst.
Beispiel: Die Erde ist eine Scheibe.
Die Gegenaussage dazu lautet: Die Erde ist eine Kugel.
Diese Aussage der Kugelgestalt der Erde kann eindeutig jederzeit nachgewiesen
werden und gilt damit als wissenschaftlich gesichert und somit als
wahr.
Deshalb wird die Kugelgestalt der Erde nur von sehr wenigen Menschen
angezweifelt.
Die Befürworter der Scheibengestalt bauten sich nun selbst
Geschichten, um ihre Aussage zu erhärten.
Sie haben sich sogar in der
Flat Earth Society organisiert.
Die Aussage der "Flachen Erde" und die dazu gehörigen Geschichten sind für die
anderen Menschen jedoch ziemlich uninteressant.
Einfluss der Religion
Nun gibt es Menschen, die religiösen Aussagen mehr glauben als
wissenschaftlichen Aussagen. Sie sagen: Zuerst kommt die Bibel. Danach kommt
erst die Wissenschaft. Und wenn die Wissenschaft zu einem Thema etwas anderes
sagt als die Bibel, so ziehe ich die Bibel vor.
Diese Menschen versuchen nun, sich eigene Geschichten auszudenken, die die
Schöpfungsgeschichte untermauern sollen. Sie geben für solche Geschichten sehr
viel Geld aus.
Sie versuchen, ihren Geschichten einen wissenschaftlich Status zu geben.
Sogar in den Schulen wollen sie ihre Geschichten als Lehrstoff einbauen.
Ich habe sie bereits oben beschrieben.
Ich selbst habe den allgemein anerkannten zeitlichen
Ablauf
bei der Entstehung der Welt und des Sonnensystems, als Gegenaussage dazu,
ausführlich in einem Bericht dargelegt.
Obwohl die Schöpfungsgeschichte inzwischen grundlegend und klar widerlegt ist,
glauben immer noch einige Menschen daran. Man nennt diese Menschen
Kreationisten.
Die Grundvoraussetzung, dass man die Schöpfungsgeschichte überhaupt
glauben und annehmen kann, ist der Glaube an den einen Gott.
Dann muss man noch annehmen, dass dieser Gott sich den Menschen offenbart
habe in einem heiligen Buch, dem Alten Testament.
Und dann muss man noch annehmen, dass diese Offenbarung nicht nur symbolisch,
sondern wörtlich - Wort für Wort - zu verstehen ist.
Hier machten schon die Kirchenväter aus der Zeit des Urchristentums nicht mehr
mit; und fast alle heutigen Kirchen auch nicht.
Für sie ist die Schöpfungsgeschichte rein symbolisch zu verstehen.
Zusammenfassung zu den "kleinen Aussagen"
Die heute verbreiteten Geschichten enthalten Wahrheiten, Halbwahrheiten,
Falschaussagen und einfach nur Annahmen in einer chaotischen Mischung.
Wir sollten also eine zurückhaltende Distanz wahren.
- In jeder Geschichte sollte man die kleinen Aussagen hinterfragen.
Wir sollten deren Wahrheitsgehalt prüfen.
Die Wissenschaft hilft dabei.
- Menschen glauben die ungewöhnlichsten Geschichten. Aber selbst dann, wenn
alle Menschen eine Aussage glauben, so muss die Aussage nicht wahr sein.
Denke an den Hexenwahn.
- Viele Menschen wollen ihre kleinen Aussagen einfach nicht aufgeben.
Sie haben sie lieb gewonnen. Sie sind zur Gewohnheit geworden. Und die Menschen
wollen sich nicht davon trennen.
So verharren sie im Irrtum und freuen sich noch dabei wegen ihrer
Standhaftigkeit.
Die Lösung: Hinterfrage stets die kleinen Aussagen.
Wie uns Geschichten beeinflussen
Manche Geschichte möchte ich anhören oder als Video ansehen.
Das kann beispielsweise ein Bericht im Fernsehen sein oder ein Spielfilm.
Es kann aber auch ein Vortrag zu einem für mich interessantem Thema sein.
Manchmal konsumiere ich eine Geschichte auch, weil ich meine Gedankenwelt
auf den neuesten Stand bringen will.
Daneben erfahre ich jedoch auch Geschichten, die ich nicht ausgewählt oder
angefordert habe.
Sie werden mir von außen zugetragen. Das können irgendwelche Nachrichten meiner
Mitmenschen sein, die sie mit mir teilen wollen.
Es können aber auch Reden eines Marktschreiers sein, eine Werbung oder gar
ein Betrugsversuch.
Ich nehme diese Geschichten zuerst einmal zur Kenntnis. Und ich mache mir meine
eigenen Gedanken dazu.
Meine erste Frage zu so einer Geschichte wird sein: Betrifft das mich?
Ist das interessant oder kann das weg?
Meine nächste Frage sollte sein: Will da einer etwas von mir?
Und das ist das Thema dieses Kapitels. Ich beginne wieder mit Bespielen.
Schockanrufe
Du bekommst einen Telephonanruf und eine hörbar gestresste Person erzählt in
einem weinerlichen Ton:
"Hallo Oma, mir ist etwas ganz ganz schreckliches passiert. Ich habe einen
Unfall gebaut und einen anderen totgefahren.
Und jetzt hat mich die Polizei und locht mich ein.
Es tut mir ja alles so leid."
Gleich darauf folgt eine männliche Stimme: "Hier spricht Polizeimeister Meier.
Wir mussten Ihre Enkelin leider festnehmen. Es besteht Fluchtgefahr.
Sie muss bis zur Eröffnung eines Gerichtsverfahrens in Untersuchungshaft
bleiben. Das kann noch einige Monate dauern."
Nach weiteren ähnlichen Sprüchen erwähnt der angebliche Polizist, gegen eine
Zahlung von Geld könne die Enkelin auf Kaution bis zum Prozess freikommen.
Ganz wichtiger Tipp:
- Die Enkelin hatte keinen Unfall und der angebliche Polizist ist ein
Verbrecher.
- Lege also den Telefonhörer sofort auf.
- Der Verbrecher ruft noch mehrmals an. Gehe also nicht mehr ans Telefon.
- Benütze ab jetzt ein Telefon mit einer anderen Nummer, etwa das Deines
Nachbarn. Rede über den Anruf mit Deinem Nachbarn.
- Gib niemals Geld oder Wertsachen an einen Fremden.
Lese die Info der Kriminalpolizei:
Vorsicht vor falschen Enkeln
Dort kannst Du in einem Menü links auch auswählen, vor welchen anderen
Betrugsmaschen Du Dich schützen solltest.
Gerade diese Schockanrufe zeigen, wie leicht doch Menschen auf Betrügerbanden
hereinfallen können. Und diese Betrüger können ganz beachtliche Geldmengen
immer wieder einsammeln.
Beachte die kleinen Aussagen:
- Wenn einer sagt, er sei ein Familienmitglied, so sind wir sofort
angespannt.
Am Telefon erkennen wir ihn nicht und auch seine Körpersprache nicht.
Wir sind geneigt, ihm zu glauben. Vorsicht!!!
- Wenn einer sagt, er brauche Hilfe, dann tun wir unser bestes.
Aber er braucht womöglich gar keine Hilfe.
- Einer sagte, er sei ein Polizist, so glauben wir, er sei auch einer.
Das ist manchmal falsch.
Werbung
Die Geschichten in der Werbung haben nahezu alle einen ganz banalen Inhalt:
Kaufe unser Produkt und Du hast viele Vorteile in Deinem
Leben.
Das Produkt wird klar gezeigt, der Hersteller wird groß genannt. Dadurch ist
das Produkt leicht wieder zu erkennen.
Dann werden lachende, anscheinend glückliche Menschen gezeigt, die das Produkt
benützen. Die Aussage ist also "Dieses Produkt macht Dich glücklich."
Das Wort Werbung ist eine Beschönigung des früher dafür benützten Wortes
Reklame. Reklame machen war früher die Tätigkeit eines Marktschreiers.
Im englischsprachigen Raum ist das Wort Ads üblich. Es ist eine Abkürzung für
Advertisement, also für eine Zeitungsanzeige.
Ganz besonders lästig ist Werbung im Fernsehen oder auf dem Smartphone.
Man wird da zugetextet mit Geschichten über Produkte, die man nicht sucht, und
die man eigentlich gar nicht haben will.
Ich selbst sehe darin eine Nötigung.
Werbung will Deine Gefühle ansprechen, um Dir das Produkt auch gegen
Deine eigenen Vorbehalte anzudrehen.
Die dabei benützten Versprechen sollten eigentlich der Wahrheit entsprechen.
Leider sind es aber oft Halbwahrheiten, manchmal sogar erkennbare Lügen.
Aber Werbung hat Wirkung. Sehr viele Menschen fallen darauf herein.
Und selbst gegen die Belästigung, die die Werbung ja darstellt, sind die
Menschen inzwischen weitgehend geistig abgestumpft.
Etwas ganz anders ist dagegen eine Produktinformation.
Darin bekommt man Hinweise zu Produkten, die man selbst aktiv sucht.
Die Produktinformation sollte eine klare Beschreibung der Eigenschaften des
gesuchten Produktes liefern.
Aber auch da gibt es schon viel Missbrauch. Du suchst ein Produkt und Du
bekommst einen Schauspieler vorgesetzt, einen so genannten
Influencer (deutsch Beeinflusser), der Dir
Schwachsinniges über das gesuchte Produkt daherschwätzt.
Ich habe über Werbung auch schon an anderer
Stelle geschrieben.
Eine Ware, für die Werbung gemacht wird, ist immer zu teuer.
Die Kosten für die Werbung wird nämlich auf den Verkaufspreis aufgeschlagen.
Der Käufer bezahlt dadurch die Werbung auch noch.
Er bekommt keine Gegenleistung.
Politische Propaganda
In Kapitel Welche Geschichten gefallen Menschen? habe ich
schon aufgezeigt, wie Geschichten einen Menschen in ihren Bann ziehen
können.
Bei meiner Erwähnung der Schockanrufe habe ich gezeigt,
wie leicht doch Betrüger Menschen beeinflussen können.
Mit der Beeinflussung von Menschen beschäftigen sich heute ganze
Wissenschaftszweige.
Dabei geht es denen nicht etwa darum, Menschen vor Beeinflussungen zu
schützen. Nein, ganz im Gegenteil. Denen geht es darum, Menschen für ihre
Machenschaften zugänglich zu machen. Insbesondere die Werbeindustrie ist höchst
interessiert an solchen Irreleitungen unbedarfter Menschen.
In meinem Artikel Die Wissenschaft der
Meinungsmache habe ich die Techniken der Propaganda und der Manipulation gegen
andere Menschen schon beschrieben. Hier folgt nur eine Kurzfassung.
Ich zitiere aus Wikipedia:
"Die Gemeinsamkeiten aller Techniken der Propaganda und Manipulation sind: die
emotionalisierende
Suggestion, der
Appell an
Grundbedürfnisse und
Urängste,
Instinkte,
die Werte und Mythen der Gesellschaft, der mangelnde Bezug zur Realität,
die Vereinfachung, die Abkürzung oder Auslassung der rationalen Analyse,
die Ausschaltung von Widerspruch, Zweifel und Diskurs, das Freund-Feind-Schema,
der Anspruch auf allgemeine Geltung.
Notwendige Bedingung der Wirksamkeit der Propaganda ist, dass sie nicht explizit
als Propaganda auftritt, sondern sich als sachliche Information oder als ethisch
oder juristisch begründetes Werturteil präsentiert. Damit geht einher, dass
Propaganda in der Regel mit der Unterstellung verbunden ist, nicht man selbst,
sondern nur der Gegner benutze Propaganda. Bei der Propaganda für die eigene
Überzeugung wird der Propagandacharakter oft nicht wahrgenommen oder mit dem
guten Zweck begründet. ... "
Wir erkennen hier wieder die kleinen Aussagen, die mit viel Geschick
zu Geschichten kombiniert werden. Die Menschen sind diese kleinen Aussagen
gewohnt, widersprechen nicht und formen sich damit eine Ideologie, die sie
annehmen können.
-- Hier ist noch Baustelle --
Und wie gelingt es den Erzählern, dass ihre
Geschichten gefallen?
- Eine Geschichte muss den Menschen gefallen. Sonst wird sie nicht weiter
erzählt.
- Die Menschen hängen viel lieber an einer netten, aber total verlogenen
Illusion als an einer abstoßenden Wirklichkeit.
- Jede Geschichte enthält viele kleine Aussagen, die wahr, aber auch
völlig falsch sein können.
- Der Erzähler will die Zuhörer in ihrem Denken und Handeln
beeinflussen.
- Du selbst musst entscheiden, in wie weit Du einer Geschichte Glauben
schenkst.
Wenn viele bestimmte kleine Aussagen von einer Gruppe Menschen geglaubt werden,
so kann man von einer Ideologie dieser
Gruppe sprechen.
Die Absicht der Manipulation sollte erkennbar sein.
Literatur
El Ouassil, Karig: Erzählende Affen. Berlin 2021.
Mythen, Lügen, Utopien. Wie Geschichten unser Leben bestimmen.
(Eine qualifizierte
Literaturkritik zeigt uns die enorme Vielfalt des Buches.
Das Buch zeigt, wie Geschichten unsere Kultur formten. Es zeigt aber auch, wie
verlogene Geschichten uns ins Elend führten und immer noch führen.)
Doeckel, Focke: <<Aber meiner Tante hat's geholfen>>. Hamburg 2025.
Wie wir Scheinargumente, unwissenschaftlichen Unsinn und Pseudoexperten
entlarven.
(Die Autoren informieren auch im auch im Internet über zweifelhafte Aussagen mit denen
Werbung für nicht nur zweifelhafte Heilmittel gemacht werden.)
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