Geschichten, Märchen, Unwahrheiten

Warum erzählt man eigentlich Geschichten?

Das Wort "Geschichte" wird hier als Synonym für eine Erzählung verwendet. Als Einstimmung auf das Thema fange ich hier mit ein paar Beispielen an. Dann erkennt man besser die Zusammenhänge zwischen Geschichten, Märchen und Unwahrheiten.

Das Märchen vom Rotkäppchen

Ein kleines Mädchen sollt zum Haus der Großmutter gehen. Sie soll nicht vom Weg abweichen. Sie macht es aber doch, um der Großmutter Blumen zu pflücken.
Sie begegnet dem Wolf, der mit ihr ein nettes Gespräch führt. Dabei erfährt der Wolf, wo die Großmutter wohnt, und dass das Mädchen sie besuchen will.
Der Wolf geht zum Haus und verschlingt die Großmutter am Stück. Als das Mädchen dann am Haus der Großmutter ankommt, verschlingt er auch das Mädchen. Aber Hilfe kommt. Der Jäger findet den Wolf schlafend in Großmutters Bett. Er schneidet dem Wolf den Bauch auf und Großmutter und Mädchen kommen heraus - gesund und quicklebendig. Der Jäger füllt schwere Steine in den Bauch des Wolfes und näht Wolf wieder zu. Als der Wolf dann aufwacht, hat er Durst. Er geht zum Brunnen, um zu trinken. Durch das Gewicht der Steine in seinem Bauch fällt er in den Brunnen und ertrinkt.

Nachdem ich das Märchen vorgelesen bekam, hatte hatte ich viele Fragen.
Wie sieht der Wolf denn aus? Wie groß ist er?
Mutter sagte: "Der sieht aus wie Nachbars Schäferhund. Er ist auch so groß." Aber Nachbars Schäferhund konnte nur bellen. Und ein Mädchen, wie das von nebenan, konnte der höchstens beißen, aber nicht verschlingen - und einen gewichtigen Menschen, wie eine Großmutter, schon gar nicht.
Und dass man einem Wolf im Schlaf den Bauch aufschneidet, und dass der dabei nicht aufwacht, konnte ich auch nicht verstehen.
Mutter sagte dann: "Nur im Märchen können Tiere sprechen. Und die Geschichte ist ja nur ein Märchen."

Aber der schaurig-schöne Dialog zwischen dem Mädchen und dem Wolf, der gerade die Großmutter verschlungen hatte, hat mich damals lange fasziniert:
"Ach Großmutter, was hast Du für ein entsetzlich großes Maul?"
"Damit ich Dich besser fressen kann!"

Ich fragte weiter: "Warum erzählt man solche Geschichten?" Es hat doch fast alles so nicht ablaufen können?
Mutter sagte, das Märchen soll Kinder ermahnen, folgsam zu sein. Außerdem gefällt das Märchen den Kindern.
Aber die eigentliche Moral von der Geschichte ist:
Gib Deine Daten keinem Fremden. Der kann sie gegen Dich und auch gegen andere verwenden. Und das kann tödlich enden.

Das Gewitter

Wenn nach Sonnenschein sich Wolken über dem Himmel ausbreiten, es merklich dunkler wird, und starker Wind aufkommt, dann ist das für empfindsame Gemüter schon bedrückend. Wenn danach auch noch heftiger Regen kommt, und plötzlich Blitze einschlagen und lauter Donner die Luft durchdringt, dann fangen manche kleinen Kinder aus Furcht an zu weinen. Sogar Hunde verkriechen sich dann.

Ich fragte Mutter: "Was passiert denn da?"
Mutter sagte: "Der liebe Gott schimpft, weil die Menschen so böse sind."
Diese Aussage erzeugte danach eine ganze Liste von weiteren Fragen.
Ich bekam eine ganze Menge von Antworten. Darunter waren folgende:
Es gibt da einen Gott. Der ist ganz groß und mächtig, aber lieb. Die Menschen sind böse. Das mag der Gott nicht. Dann schimpft er. Das sieht dann wie ein Gewitter aus.
Insgesamt bilden diese kleinen Aussagen - man nennt sie Narrative - schon ein Gedankengerüst für neue Geschichten. Man kann wieder andere Geschichten daraus zusammenbauen.
Und wer als Zuhörer die kleinen Aussagen einmal glaubt, glaubt eher die daraus neue zusammengesetzten Geschichten und lässt sich so leichter beeinflussen.

Es bleibt dann weiter eine neue Frage:
Und warum und wie sind Menschen böse?
Nun kam als Antwort: "Sie haben sich beim Spielen dreckig gemacht."
War ich jetzt schuld an dem Gewitter?
Aber das ist dann eine neue Geschichte.

Die Schöpfungsgeschichte

Es wird in dieser Geschichte erzählt, wie die Welt entstanden sein soll.
Die Geschichte wurde etwa um 300 vuZ in das Alte Testament aufgenommen. Die älteren Versionen des Alten Testaments, die etwa ab 600 vuZ entstanden sind, enthalten diese Geschichte noch nicht.
Das Bild der Welt als Hohlkugel aus einer durchsichtigen festen Masse, in der innen die eigentliche Erdkugel enthalten ist, entstammt griechischen Vorstellungen. Das Blau des Himmels erklärte man sich mit einem Himmelsozean, der über der Hohlkugel fließen würde.

Ich gebe hier eine Kurzfassung der Schöpfungsgeschichte.
  1. Zuerst macht Gott die Erde, wüst und leer und finster.
    Dann macht er Licht und trennte Licht und Finsternis - oder auch Tag und Nacht.
  2. Dann macht er das Firmament. Es ist eine feste innen hohle Glaskugel mit dem Himmelsozean darüber.
    Das nennt Gott den Himmel.
  3. Anschließend trennt er unter dem Himmel - also innerhalb der Kugel - das Wasser vom Trockenen. So entsteht das Meer und das Land.
    Dann macht Gott die Pflanzen.
  4. Erst jetzt folgen Sonne, Mond und Sterne, die Tag und Nacht regieren.
    Sie sind am Himmel angeheftet.
  5. Nun folgen die Tiere.
  6. Dann kommt der Mensch, der alles beherrschen soll.
  7. Danach ist Ruhetag.

Aufbauend auf dieser Geschichte konnte ein mittelalterlicher Theologe nun predigen
Wir müssen eigentlich dem Herrn, unserm Gott, danken,
dass er es so weise eingerichtet hat,
dass die Sonne am Tag scheint, und nicht nachts.
Denn nachts würden wir schlafen und hätten nichts von ihr.
Wir Menschen wollen gerne wissen, wie etwas abgelaufen ist, wieso es gerade so abgelaufen ist, warum es überhaupt passiert ist. Man kann sich als Erklärung dazu viele Geschichten ausdenken. Die plausibelste Geschichte ist am Ende die beliebteste. Ob sie wahr oder falsch ist, lässt sich zur Zeit der Entstehung der Geschichte noch nicht beweisen.

Wenn wir jedoch die Schöpfungsgeschichte ansehen, so hätten die Menschen aus der damaligen Zeit schon manche Aussagen widerlegen können.
Dass die Helligkeit des Tages und die Dunkelheit der Nacht vom Stand der Sonne abhängen, das hätte auch damals schon auffallen müssen. Bei einer Sonnenfinsternis wird es doch offensichtlich, dass bei der Abdeckung der Sonne die Finsternis zunimmt. Die Griechen wussten es schon; die Schreiber des Alten Testaments wohl nicht.

Ja, und dann gab es noch Menschen, die andere Menschen töten, ja sogar verbrennen ließen, wenn sie eine dieser ausgewählten "heiligen" Geschichten anzweifelten oder nicht glauben wollten.
Überhaupt sind die Geschichten des Alten Testaments (siehe auch...) und auch das gesamte Christentum (siehe auch...) insgesamt höchst zweifelhaft.

Zusammenfassung zu "Warum erzählt man eigentlich Geschichten?"


Wenn viele der kleinen Aussagen von einer Gruppe Menschen geglaubt werden, so kann man von einer Ideologie dieser Gruppe sprechen.

Welche Geschichten gefallen Menschen?

Auch hier möchte ich wieder mit Beispielen beginnen.

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

Es ist eine herzallerliebste Verfilmung eines alten Märchens.
Es ist die Geschichte eines unterdrückten armen Mädchens, das vom Sohn des Königs geheiratet wird.
Es ist ein Wunschtraum einer Unterprivilegierten, die unverhofft zum ganz großen Glück kommt. Diese Märchen enden meist mit "Und alle Not hat nun ein Ende."

Teile dieser Geschichte erkennt man auch in den Büchern über Harry Potter. Auch hier haben wir einen unterdrückten Menschen, der unverhofft zum ganz großen Helden wird und nun seine Heldenreise gegen das Böse antritt.

Eine weitere Variante ist der American Dream, auch als Geschichte Vom Tellerwäscher zum Millionär bekannt.
Nach dieser Geschichte kann angeblich jeder durch eigene harte Arbeit reich werden.
Immer wieder glauben manche diese Geschichte. Und alle erkennen am Ende, dass es nicht funktioniert. Sie bleiben arm - selbst wenn sie sich kaputt gearbeitet haben.

Der Herr der Ringe

In dieser Geschichte wird hier eine absolut realitätsferne Phantasiewelt geschaffen, die durch ihre vielen Einzelheiten besticht. Zu vielen dieser Einzelheiten gibt es dann noch Teilgeschichten, die sich zu einem komplexen Ganzen verbinden. Gerade diese Komplexität wirkt auf den Zuhörer stark ein und zieht ihn in ihren Bann. Die Zuhörer wollen so immer mehr über die Hintergründe in dieser Phantasiewelt erfahren. Der Autor des "Herrn der Ringe" erstellte sogar eine eigene Schöpfungsgeschichte für diese seine Welt.
Die Akteure in der Geschichte sind meist höhere Wesen, die in unserer Vorstellung zwischen Engeln und Königen einzuordnen sind. Einige der höheren Wesen sind jedoch auch böse. Daneben gibt es noch Menschen und menschenähnliche Wesen, etwa Zwerge und Hobbits.
Das Hauptthema der Geschichte sind jedoch die 20 Ringe der Macht, die zur Verteilung unter den verschiedenen Arten von Wesen (etwa Elben, Menschen, Hobbits und Zwergen) vorgesehen waren. Mit diesen Ringen sollte die Macht den Königen dieser Wesen übergeben werden.
Einer der höheren Wesen, der böse Sauron, konnte 17 dieser Ringe jedoch unter seine Kontrolle bringen.
In seinem eigenen Ring, dem "Einen Ring", konnte er seine eigene Macht, sein eigenes Selbst und die Herrschaft über de 17 anderen Ringe speichern. Man fühlt sich unwillkürlich an einen Horkrux in den Harry-Potter-Geschichten erinnert.
Obwohl Sauron selbst schon lange körperlich tot war, konnte er über seinen Ring geistig immer noch handeln. Für ihn kämpften ganze Armeen, die von den kontrollierten anderen Ringträgern angeführt wurden.
Erst als der "Eine Ring" von zwei Hobbits vernichtet werden konnte, war Sauron endgültig tot, und das von ihm erzeugte Elend war zu Ende.

Bei der Betrachtung dieser Geschichte muss man zuerst festhalten:
Unter Macht versteht man die Fähigkeit über Kräfte, Einfluss, Mittel zu verfügen, um damit auf andere Einfluss ausüben zu können, auch gegen deren Willen.
Die Vorstellung in dieser Geschichte allerdings, dass man Macht auch in Gegenständen - hier dem "Einen Ring" - speichern zu könne, ist schon eine Zumutung für einen denkenden Menschen. Und dass diese Macht aus dem Gegenstand heraus auf andere einwirken könne, ist nun wirklich nicht mehr glaubhaft.
Auch in der Darstellung der kriegerischen Auseinandersetzungen kennt diese Geschichte keine Grenzen der Geschmacklosigkeit mehr. Beim Betrachten mancher Szenen im Fernsehen stieg der Ekel so in mir hoch, dass ich schließlich abgeschaltet habe.
Und dass in der Erzählung am Ende - nach der Vernichtung des Ringes - ein Adler die Akteure von einem Fels gerettet habe, der von einem Lavastrom umflossen wird, das ist eine Beleidigung jeden menschlichen Verstandes. Der Adler wäre in Flammen aufgegangen, und von den Helden wären nur verkohlte Knochen übrig gewesen.
Trotz alledem sind manche Menschen von dieser Geschichte begeistert. Offensichtlich hält manchen die Faszination des Abscheulichen so fest, dass er diese Geschichte weiter lesen muss.

Kritik an den "schönen" Geschichten

Eine besonders häufige Spielart der "schönen" Geschichten ist die Heldenreise.
Ganz kurz beschrieben zieht darin ein Held aus, um das Böse zu besiegen. Mit Freunden macht er sich auf den Weg. Nach mehreren Auseinandersetzungen erledigt er den Verursacher des Bösen. Er kehrt danach zurück und alles ist wieder gut. Es ist geradezu auffällig, wie viele Erzählungen diesem Muster folgen.
Das Klischee der Heldenreise in einer Geschichte erkennt man beispielsweise in der Abfolge ihrer Handlungsschritte. Ich habe hier das Erklärungsmodell von Vogler verlinkt.
Die Geschichte von "Harry Potter" und auch der "Herr der Ringe" sind solche Heldenreisen. Sogar die Gründung der katholischen Kirche könnte man als eine Heldenreise von Jesus, dann Paulus und schließlich Konstantin zu einer Geschichte zusammenfügen.
Gerade in Wildwestfilmen wurde dieses Klischee der Heldenreise so ausgelutscht, dass manche Zuschauer bei dieser Art von Filmen schon vom Anfang an das Ende erraten können.

Einige besonders bedeutsame Einzelheiten werden in den "schönen" Geschichten jedoch fast immer verschwiegen. Es handelt sich um die wirtschaftlichen Hintergründe.

Wahre Geschichten

Ob eine Erzählung wahr ist, oder ob sie nur der Phantasie entspringt, ist bei einigen Geschichten eigentlich gar nicht so wichtig - etwa bei Märchen, Sagen, Romanen oder Science-Fiction. Sie dienen ja nur zur Unterhaltung. Das können wir ja an den obigen Beispielen auch klar erkennen.

Bei Nachrichten oder bei Berichten ist das jedoch ganz anders. Da geht man davon aus, dass diese Geschichten - zumindest in den Grundzügen - der Wahrheit entsprechen.
Kennzeichnend für Nachrichten und Berichten sind Informationen zu den folgenden Fragen:
Nachrichten und Berichte sind eine Urform der menschlichen Gespräche. Am Anfang waren Erlebniserzählungen besonders gefragt, etwa wie einer sich vor einem Raubtier hat retten können, oder gar wie er ein Raubtier erlegte.
Und wenn einmal ein Unglück passierte, erzählte man sich, warum es passierte ist, wie es ablief, und wie man sich hat retten können.
Gerade in den Erzählungen über Unglücke konnten die Menschen damals Ratschläge zum Überleben finden und diese an andere Menschen weitergeben. Das ist auch der Grund, warum wir auch heute noch mehr an schlechten Nachrichten interessiert sind als an guten. Und deshalb finden wir in den Medien so viele schlechte Nachrichten.

Eine weitere Art von Nachrichten, bei dem besonders auf Wahrhaftigkeit geachtet werden muss, sind Lehrstoffe, heute zumeist gesammelt in Lehrbüchern.
Für unsere Vorfahren als Jäger und Sammler waren Themen interessant, wie Nach der Umstellung auf Landwirtschaft gab es viele neue Lehrstoffe.
Das heutige gesammelte Wissen der Menschheit, seine Weitergabe und Erweiterung werdern als Wissenschaft bezeichnet.
Leider gibt es heute immer wieder Menschen, die ihren eigenen Phantasiegeschichten Vorrang geben vor den nachprüfbaren Fakten aus der Wissenschaft.
Manchmal fühlt man sich ins Mittelalter zurück versetzt, wo Faktenwissen auch verfolgt wurde, nur weil es bestimmten Ideologen nicht ins Weltbild passte.
Ich erinnere nur an Galilei und Copernicus und deren Verfolgung durch die damalige katholische Kirche.

Wie erkennt man, ob eine Geschichte wahr ist?

In dem obigen Abschnitt über die Geschichte "Das Gewitter" habe ich ausgeführt, dass eigentlich jede Geschichte aus vielen kleinen Aussagen besteht.
Auf die kindliche Frage, was sich bei einem Gewitter abspiele, erhielt ich als Antwort:
Der liebe Gott schimpft, weil die Menschen so böse sind.
Diese einfache Antwort ist schon eine eigene Geschichte. Sie enthält bereits mehrere einzelne kleine Aussagen:
Es gibt einen Gott. Der ist lieb. Die Menschen sind böse. Das mag der Gott nicht. Dann schimpft er. Das erlebe ich dann selbst bei dem Gewitter.
Ich mache mir nun meine eigenen Gedanken:
Der Gott muss sehr mächtig sein, wenn er so ein Getöse am Himmel machen kann. Er ist bei einem Gewitter auch gar nicht allzu weit entfernt. Weil er lieb ist, müssen wir aber auch keine Angst haben.
Durch meine eigenen Gedanken habe ich die Geschichte nun schon erweitert. Ich habe nämlich eigene Aussagen ergänzt, die ich aus anderen Geschichten kenne, und die ich nun einfach neu zusammengebaut habe.

Es geht wohl allen Menschen so, dass sie sich zu jeder gehörten Geschichte eigene kleine Aussagen hinzufügen. In Laufe des Lebens hat ein Mensch viele Geschichten erfahren, und er hat sie für sich mit Aussagen ergänzt. Auf diese Weise haben sich im Denken eines Menschen aus unterschiedlichen Geschichten sehr viele kleine Aussagen angehäuft. Diese ergänzen in seinem Verstehen automatisch jede Geschichte, die er einmal gehört hat. Und sie ergänzen automatisch auch diejenige Geschichte, bei der er gerade zuhört.

Die so in einem Menschen nun angehäuften kleinen Aussagen sind nicht alle wahr. Oft erkennt der Mensch das gar nicht. In den bisher hier als Beispiele aufgeführten Geschichten ist sogar die Mehrheit der Aussagen nicht wahr. Und durch diese unwahren Aussagen wird jede neu gehörte Geschichte insgesamt nun auch unwahr oder zumindest zweifelhaft.
Deshalb ist es enorm wichtig, die kleinen Aussagen genau zu beobachten. Wir sollten sie immer wieder hinterfragen.

Greifen wir wieder zu einem Beispiel. Nehmen wir die kleine Aussage: Es gibt Götter.
Zu dieser Aussage gib es keinen Beweis, der klar erkennbar zeigt, ob es Götter (oder überhaupt nur einen Gott) gibt oder auch nicht.
Deshalb hilft uns die Wissenschaft da nicht weiter.
Wer der Aussage "es gibt Götter" zustimmt, wird bald nach Geschichten über Götter suchen. Er findet dann bald viele neue kleine Aussagen über Götter.
Manche meinen auch es gäbe nur einen Gott. Auch sie werden dann Geschichten suchen, die diese ihre Meinung bestätigen.
Dann gibt es Menschen, die sagen es gibt keinen Gott. Sie neigen dann zu Aussagen, dass die Menschen sich die Götter selbst ausgedacht haben. Dafür suchen und finden sie Erklärungen.
Und nicht zu vernachlässigen: Es gibt Menschen, die sagen, es sei ihnen völlig gleichgültig, ob es Götter gibt oder nicht. Sie interessiert das alles nicht. Darüber zu erzählen, halten sie für Zeitverschwendung.
Zu der kleinen Aussage "Es gibt Götter" haben Menschen recht unterschiedliche Meinungen. Der Hauptgrund dafür ist, dass es keinen Beweis gibt, ob es Götter gibt oder auch nicht.

Nehmen wir als nächstes die kleine Aussage: Die Erde ist eine Scheibe.
Die Gegenaussage dazu lautet: Die Erde ist eine Kugel. Diese Aussage der Kugelgestalt der Erde kann eindeutig jederzeit nachgewiesen werden und gilt damit als wissenschaftlich gesichert und somit als wahr.
Deshalb wird die Kugelgestalt der Erde nur von sehr wenigen Menschen angezweifelt.
Die Befürworter der Scheibengestalt bauten sich nun selbst Geschichten, um ihre Aussage zu erhärten. Sie haben sich sogar in der Flat Earth Society organisiert.
Die Aussage der "Flachen Erde" und die dazu gehörigen Geschichten sind für die anderen Menschen jedoch ziemlich uninteressant.


Als weiteres Beispiel wähle ich die Schöpfungsgeschichte.
Ich habe sie bereits oben beschrieben. Ich selbst habe den allgemein anerkannten zeitlichen Ablauf bei der Entstehung der Welt und des Sonnensystems, als Gegenaussage dazu, ausführlich in einem Bericht dargelegt.
Obwohl die Schöpfungsgeschichte inzwischen grundlegend und klar widerlegt ist, glauben immer noch einige Menschen daran. Man nennt diese Menschen Kreationisten.

Die Grundvoraussetzung, dass man die Schöpfungsgeschichte überhaupt glauben und annehmen kann, ist der Glaube an den einen Gott.
Dann muss man noch annehmen, dass dieser Gott sich den Menschen offenbart habe in einem heiligen Buch, dem Alten Testament.
Und dann muss man noch annehmen, dass diese Offenbarung nicht nur symbolisch, sondern wörtlich - Wort für Wort - zu verstehen ist. (Hier machten schon die Kirchenväter aus der Zeit des Urchristentums nicht mehr mit; und die Mehrheit der heutigen Kirchen auch nicht. Für sie ist die Schöpfungsgeschichte rein symbolisch zu verstehen.)
Wir haben da schon einige der kleinen Aussagen, die wir zumindest für uns selbst hinterfragen sollten.

Nun gibt es Menschen, die religiösen Aussagen mehr glauben als wissenschaftlichen Aussagen. Sie sagen: Zuerst kommt die Bibel. Danach kommt erst die Wissenschaft. Und wenn die Wissenschaft zu einem Thema etwas anderes sagt als die Bibel, so ziehe ich die Bibel vor.
Diese Menschen versuchen nun, sich eigene Geschichten auszudenken, die die Schöpfungsgeschichte untermauern sollen. Sie geben für solche Geschichten sehr viel Geld aus. Sie versuchen, ihren Geschichten einen wissenschaftlich Status zu geben. Sogar in den Schulen wollen sie ihre Geschichten als Lehrstoff einbauen.

Zusammenfassung

Die heute verbreiteten Geschichten enthalten Wahrheiten, Halbwahrheiten und Falschaussagen in einer chaotischen Mischung. Wir sollten also eine zurückhaltende Distanz wahren.

Wie uns Geschichten beeinflussen

Manche Geschichte möchte ich anhören oder als Video ansehen. Das kann beispielsweise ein Bericht im Fernsehen sein. Das kann aber auch ein Vortrag zu einem für mich interessantem Thema sein. Manchmal konsumiere ich eine Geschichte auch, weil ich meine Gedankenwelt auf den neuesten Stand bringen will.

Dann gibt es Geschichte, die ich nicht ausgewählt oder angefordert habe. Sie werden mir von außen zugetragen. Das können irgendwelche Nachrichten meiner Mitmenschen sein, die sie mit mir teilen wolle. Es können aber auch Reden eines Marktschreiers sein, eine Werbung oder gar ein Betrugsversuch.
Ich nehme die Geschichte zuerst einmal zur Kenntnis. Und ich mache mir meine eigenen Gedanken dazu.

Meine erste Frage zu der Geschichte wird sein: Betrifft das mich?
Ist das interessant oder kann das weg?
Meine nächste Frage sollte sein:
Will da einer etwas von mir?
Und das ist das Thema dieses Kapitels.

Schockanrufe

Du bekommst einen Anruf und eine hörbar gestresste Person erzählt in einem weinerlichen Ton: "Hallo Oma, mir ist etwas ganz ganz schreckliches passiert. Ich habe einen Unfall gebaut und einen anderen totgefahren. Und jetzt hat mich die Polzei und locht mich ein. Es tut mir ja alles so leid."
Gleich darauf folgt eine männliche Stimme: "Hier spricht Polizeimeister Meier. Wir mussten Ihre Enkelin festnehmen. Sie sitzt bis zur Eröffnung eines Gerichtsverfahrens in Untersuchungshaft. Das kann noch einige Monate dauern." Nach weiteren ähnlichen Sprüchen erwähnt der angebliche Polizist, gegen eine Zahlung von Geld könne die Enkelin auf Kaution bis zum Prozess freikommen.

Ganz wichtiger Tipp:
Lese die Info der Kriminalpolizei: Vorsicht vor falschen Enkeln
Dort kannst Du in einem Menü links auch auswählen, vor welchen anderen Betrugsmaschen Du Dich schützen solltest.


Gerade diese Schockanrufe zeigen, wie leicht doch Menschen auf Betrügerbanden hereinfallen können. Und diese Betrüger können ganz beachtliche Geldmengen immer wieder einsammeln.

Beachte die kleinen Aussagen:

Werbung

Die Geschichten in der Werbung haben nahezu alle einen ganz banalen Inhalt:
Kaufe unser Produkt und Du hast viele Vorteile in Deinem Leben.
Das Produkt wird klar gezeigt, der Hersteller wird groß genannt. Dadurch ist das Produkt leicht wieder zu erkennen. Dann werden lachende, anscheinend glückliche Menschen gezeigt, die das Produkt benützen. Die Aussage ist meistens "Dieses Produkt macht Dich glücklich."

Das Wort Werbung ist eine Beschönigung des früher dafür benützten Wortes Reklame. Reklame ist die Tätigkeit eines Marktschreiers. Im englischsprachigen Raum ist das Wort Ads üblich. Es ist eine Abkürzung für Advertisement, also einer Zeitungsanzeige.

Ganz besonders lästig ist Werbung im Fernsehen oder auf dem Smartphone.
Man wird da zugetextet mit Geschichten über Produkte, die man nicht sucht, und die man eigentlich gar nicht haben will. Ich selbst sehe darin eine Nötigung.
Werbung will Deine Gefühle ansprechen, um Dir das Produkt auch gegen Deine eigenen Vorbehalte anzudrehen. Die dabei benützten Versprechen sollten der Wahrheit entsprechen. Leider sind es aber oft Halbwahrheiten, seltener sogar offene Lügen.
Aber Werbung hat Wirkung. Menschen fallen darauf herein. Und selbst gegen die Belästigung, die die Werbung ja darstellt, sind die Menschen inzwischen weitgehend geistig abgestumpft.

Ganz anders ist eine Produktinformation. Die bekommt man Hinweise zu Produkten, die man selbst aktiv sucht. Die Produktinformation sollte eine klare Beschreibung der Eigenschaften des gesuchten Produktes liefern.
Aber auch da gibt es schon Missbrauch. Du suchst ein Produkt und Du bekommst einen Schauspieler, einen Influencer (deutsch Beeinflusser), der Dir Schwachsinniges über das gesuchte Produkt daherschwätzt.

Ich habe über Werbung auch schon an anderer Stelle geschrieben.

Botschaften an das Gefühl

In Kapitel Welche Geschichten gefallen Menschen? habe ich schon aufgezeigt, wie eine Geschichte einen Menschen in ihren Bann ziehen können.
Bei meiner Erwähnung der Schockanrufe habe ich gezeigt, wie leicht doch Betrüger Menschen beeinflussen können.

Mit der Beeinflussung von Menschen beschäftigen sich heute ganze Wissenschaftszweige. Dabei geht es denen nicht etwa darum, Menschen vor solchen Beeinflussungen zu beschützen. Nein, ganz im Gegenteil. Denen geht es darum, Menschen für solche Machenschaften zugänglich zu machen. Insbesondere die Werbeindustrie ist höchst interessiert an solchen Irreleitungen unbedarfter Menschen.

Lobbyismus in der Wissenschaft

Die Absicht der Manipulation sollte erkennbar sein.

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