von Werner Sticht

Historie

Klassischer Feudalismus

Der Feudalismus war eine Gesellschaftsform, in der in einem bestimmten Land einem Häuptling alles gehörte. Der Häuptling hatte alle Rechte in dem Land; auch über alle Menschen, die in dem Land lebten. Die gebräuchliche Bezeichnung für so einen Häuptling ist König. Sein Land nennt man Reich.
Die dort lebenden Menschen waren dem König auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Man nennt sie Leibeigene.
Der König bestimmte auch alle Regeln, die die Menschen in seinem Land zu befolgen hatten. Er war ist von den Regeln ausgenommen - man sagte, er sei "unantastbar". Die Regeln heißen Gesetze.
Zur Optimierung der Kontrolle seines Reiches überließ der König leihweise Teilgebiete seines Reiches an Freunde. Das konnten Familienangehörige sein, aber auch Menschen, die ihm eine tatkräftige Hilfe waren, z.B. in einem Krieg.
Die so vergebenen Teilgebiete nannte man Lehen. Wer es vergab, war der Lehensherr. Wer es empfing war ein Lehensmann oder Vasall. Er war dem Lehensherrn eine regelmäßige Zahlung, vergleichbar mit einer Pacht, schuldig. Und das Lehen konnte der Vasall an seine Nachkommen vererben. Er konnte sein Lehen auch aufteilen und an untergeordnete Vasallen leihweise weiter vergeben.
Das Recht, ein Lehen zu besitzen, war ein Standesvorrecht des Adels. Siehe auch Ständesgesellschaft.

Warum und wieso es einen König gibt, musste den Menschen erklärt werden. Dazu schuf man verschiedene Ideologien. Bekannt sind Geschichten über eine Abstammung des Königs von Gottheiten. Aber auch die Einsetzung des Königs durch einen Gott (z.B. das Gottesgnadentum) wurde oft strapaziert.

Die durch den Feudalismus dem König gegebene Macht war selten zum Segen, aber oftmals zum Fluch gegenüber den Menschen. Unübersehbar groß sind die Fälle von Missbrauch der königlichen Macht durch die Weltgeschichte.
Wenn etwa dem König bekannt wurde, dass im Nachbarland ein besonders ertragreiches Bergwerk liegt, so wuchs vielleicht seine Gier danach. Auch nur, weil ihm das Nachbarland überaus gefiel, könnte er es haben wollen.
Dort saß aber ein anderer König, und der wollte es nicht abgeben. Was lag da näher, als den anderen König zu überfallen und ihm das Begehrte gewaltsam zu entreißen.
Also ließ er Waffen herstellen, Leibeigene im Töten ausbilden und ein Heer aufstellen. Dieses Heer sollte dann das Begehrte ihm zur Verfügung stellen. Er plante also einen Krieg.
Im Nachbarland erkannte man das Vorhaben und tat gleiches.
Nach dem Krieg waren sehr viele Leibeigene tot. Die finanziellen Möglichkeiten beider Länder waren nun drastisch gesunken. Die Menschen hungerten. Und den Königen konnten weniger ihrer ausgefallenen Wünsche erfüllt werden.
Für die Toten und den Raub wurden die Könige nicht zur Verantwortung gezogen. Sie waren ja juristisch "nicht antastbar".
Aber der König bezahlte einen Schreiber, der seinen Krieg als Großtat, als Heldenstück darstellen sollte. Dabei sollte der Schreiber die Großartigkeit, den Heldenmut und die Tapferkeit des Königs und seiner Mannen mit vielen Worten lobpreisen. Viele solcher Machwerke findet man auch heute noch in den Geschichtsbüchern.

Ein weiteres Problem war, dass der König über die gesamte Volkswirtschaft bestimmen durfte. Dabei gab es auch Fälle von übler Verschwendung, etwa der Bau großer Paläste. Ein krasses Beispiel von übertriebenem Größenwahn eines Königs ist die Cheops-Pyramide.

Deshalb war es ein immerwährendes Bestreben der Lehensmänner - nicht nur der Leibeigenen - Regeln festzulegen, die auch der König zu befolgen hatte, und die er allein nicht ändern durfte.
Die Lehensmänner mussten ja die Gelder für den König bereitstellen. Und diese pressten es aus den Leibeigenen. Das führte bei denen oft zu Hungersnöten.
Wegen ihres üppigen Lebenswandels waren Könige fast immer in Geldnot. Einige von ihnen hatten sogar wohlhabende Untertanen unter konstruierten Gründen verhaften lassen, um Lösegeld von deren Angehörigen zu erpressen.
Deshalb war eine der wichtigsten neuen Regeln, den die Lehensmänner durchsetzten konnten, der Habeas Corpus Act von 1679. Darin wurde festgelegt, dass ein Verhafteter umgehend einem Gericht vorzuführen ist, das die Rechtmäßigkeit der Verhaftung prüft. Dadurch wurde verhindert, dass der König beliebig Menschen verhaften und ins Gefängnis sperren lassen konnte.
Die Lehensmänner erreichten es schließlich, eine Sammlung von Gesetzen zu bekommen, die selbst der König einzuhalten hatte. Auf diese Weise entstand nach und nach die konstitutionelle Monarchie.

Die Republik

Manchmal gelang es den Lehensmännern, ihren König durch einen anderen zu ersetzen. Aber nur in ganz seltenen Fällen konnte das Königtum ganz abgeschafft werden. Ein Beispiel dafür war die Römische Republik.

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